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Raus aus der Komfortzone - mutig, aber sanft

04.05.2020

Manchmal drängen sich Themen regelrecht auf. Bei mir ist das gerade die Komfortzone. Sie begegnet mir zur Zeit aus den unterschiedlichsten Richtungen, in verschiedenen Gewändern - und deshalb möchte ich sie heute hier mal aufgreifen.

Denn ich stelle immer wieder fest, wie stressig der Gedanke ist, der dahinter steckt. Wie viel Druck damit aufgebaut wird. Unnötigerweise.

Der Gedanke lautet - geh aus deiner Komfortzone raus, immer und immer wieder. Denn nur so kommst du voran. Wenn du es nicht tust, wird sie kleiner! Wenn du es nicht tust, bist du außerdem ein Loser, jemand, der es niemals schaffen wird. Du hast Angst vor etwas? Dann mach es erst recht, denn Angst ist ein deutliches Zeichen, dass da deine Komfortzone endet.

(Und am besten ist es, wenn du dir gleich einen Coach suchst, der dich motiviert und notfalls antreibt.)

Doch all diese Gedanken sind nicht wahr. Sie sind Teil eines Mythos. Ich möchte das mal in einem neuen Licht beleuchten. Was steckt wirklich hinter der Komfortzone, und was hilft dir, ihr zu entkommen?

Das Leben kennt keine Komfortzonen

Dass die Komfortzone nur ein Gedanke ist, ein von Menschen gemachtes Konzept, erkennst du durch einen einfachen, wachen Blick in die Natur. Dort gibt es keine Komfortzonen. Kein Baum verlässt seine Komfortzone, um zu wachsen. Kein Reh sagt, ok, wenn ich heute Nacht satt werden will, muss ich meine Komfortzone verlassen und raus auf die Wiese. Kein Samen geht aus der Komfortzone raus, um zu keimen.

Die Natur wächst, ohne darüber nachzudenken.

Wachstum setzt nicht voraus, dass du aktiv aus der Komfortzone gehst. Dass du dich zwingst oder überwindest. Wachstum ist ein natürliches Lebenskonzept. Das gilt nicht nur für dein körperliches Wachstum (und deine Selbstheilung), sondern auch für mentales und persönliches Wachstum.

Wachstum heißt, ich gehe in die Richtung, in die ich gehen will, und wenn sich ein Hindernis zeigt, finde ich einen Weg, es zu überwinden. Wachstum heißt, ich fließe mit dem Leben, statt mich dagegen zu stellen.

Spürst du den Unterschied, die Gelassenheit, das Vertrauen, das darin mitschwingt? Die Unbekümmertheit? So kann auch Business gehen. Ganz natürlich, sorglos, fließend.

Warum sich Wachstum manchmal unangenehm anfühlt

Warum aber fühlt sie sich dann so echt an? Warum glaubt alle Welt, dass es die Komfortzone gibt und dass man sich ihr stellen muss?

Weil Neuland Angst macht. Und mit Komfortzone ist eigentlich gemeint, dass ich meiner Angst nachgebe und nur das tue, was mir keine Angst macht.

Je weniger wir einen neuen Schritt abschätzen können, je mehr wir die Kontrolle abgeben, oder je mehr wir uns auf unbekanntes Terrain begeben, desto größer und mächtiger kann diese Angst sich anfühlen.

Und auch wenn wir mehr von uns zeigen, oder andere Teile unserer Persönlichkeit, die wir lieber vor anderen verbergen würden, oder wenn wir Fehler oder Ablehnung riskieren - uns also verletzlich machen - fühlt die Angst sich oft mächtig an.

Es scheint ganz klar: Wir müssen wählen, zwischen der bequemen Komfortzone, die keine Angst macht - wo wir aber auch nicht voran kommen, und dem aktiven Gegensteuern. Oder?

Wenn du einfach nicht über den gewissen Punkt kommst

Was aber kannst du tun, wenn du einfach nicht heraus kommst aus dieser Kuschelzone, in der sich alles lullig und warm anfühlt? Was kannst du tun, wenn du immer wieder Anlauf nimmst und dann vor dem entscheidenden Punkt stoppst und abdrehst?

Erst einmal: Gar nichts. (Lass dich erstmal darauf ein, denn das Loslassen ist eine wichtige Voraussetzung für die anderen Tipps, die ich dir gleich noch gebe.)

Ich möchte zuerst mit einem hartnäckigen Mythos aufräumen, ohne "Raus aus der Komfortzone" kein Erfolg:

Nein, du wirst nicht erfolglos sein. Nein, du wirst nicht stagnieren. Du wirst trotzdem weiter wachsen. Eben in eine andere Richtung. Glaubst du, dass Wachstum immer nur in die Richtung möglich ist, in der deine Angst sitzt? Glaubst du, das Leben besteht nur daraus, ständig die eigenen Ängste zu besiegen? Nein - das Leben ist zum Genießen da.

Manchmal versuchen wir uns zu Dingen zu zwingen, die gar nicht zu uns und unserer Persönlichkeit passen. Wir wollen sie tun, weil alle sie tun, weil man das halt sollte. So versuchen wir, neue Plattformen zu erobern, die wir nicht mögen. Videos von uns zu machen, obwohl wir das eigentlich gar nicht wollen.

Weil wir glauben, dass es ohne das nicht geht. Weil wir denken, das sei der einzige Weg zu dem Erfolg, den wir anstreben.

Dabei stimmt das nicht. Niemals. Es ist ganz einfach. Entweder du willst Videos machen, du willst diesen Vortrag halten, du willst eine neue Positionierung, mit anderen Kunden arbeiten, mehr von dir zeigen - oder du willst es nicht.

Nur darum geht es.

Darum halte einmal inne und frage dich: Was passiert denn, wenn du es nicht tust? Wäre das wirklich so schlimm?

Lass das "sollte" nicht dein Leben bestimmen. Der Weg der Freude ist einfacher und führt dich genauso ans Ziel (wenn nicht sogar schneller). Mehr dazu schreibe ich ja regelmäßig hier im Blog und in meinem Newsletter (schon abonniert?).

Du wirst spüren, wenn du etwas wirklich willst

Druck erzeugt Gegendruck. Und so fühlt sich erstmal alles, was wir glauben, tun zu müssen, unglaublich stressig an. Wir machen uns selbst runter, weil wir diesen wichtigen Schritt noch immer nicht gegangen sind. Wir glauben, nicht genug zu sein. Wir glauben, es nicht drauf zu haben.

Kennst du das?

Nimm diesen Druck erstmal raus, indem du erkennst: Du musst gar nichts. Alles, wovor du Angst hast, kannst du einfach bleiben lassen (außer vielleicht deine Steuererklärung). Es wird nichts Schlimmes passieren, wenn du nicht in die Vollzeit-Selbstständigkeit gehst, wenn du keine Videos machst, wenn du nicht auf Facebook aktiv bist. Nichts davon ist wirklich entscheidend für deinen Erfolg.

Suche dir aktiv Vorbilder, die dir beweisen, dass es auch ohne das geht. Dass ein gutes Leben auch möglich ist, wenn du diese Dinge, die dir Angst machen, nicht tust.

Und wenn der Druck weg ist, wirst du es spüren. Ob du es willst. Denn nur darum geht es. Das ist der Wegweiser, nach dem du suchst. Der dir zeigt, welches dein Weg ist - und nicht der irgendeines anderen.

Wenn du sagst, na und, dann mach ich es halt nicht, wenn du dir die Freiheit gibst, kannst du erkennen, was du wirklich willst, und was du nur tust, weil du glaubst, nur so erfolgreich sein zu können oder weil es dir von außen aufdiktiert wurde.

Ja, und dann kommt die Angst vor dem Neuen

Wenn du dann fühlst, doch - genau das will ich, dann kommt die Angst. Es ist die Angst, die ich oben beschrieben habe und selbst gerade (manchmal) fühle. Die Angst vor dem Neuen, vor dem Unbekannten. Davor, dass wir den ganzen Weg nicht kennen. Vor Fehlern, die wir machen könnten. Vor negativen Folgen, die unsere Entscheidung haben könnte. Vor Ablehnung und Kritik.

Schau dir diese Ängste an. Lass sie einfach mal zu Wort kommen. Um mit ihnen zu leben und in deine Richtung weiterzugehen, ist es wichtig, dass du sie kennst, dass sie dir bewusst sind. Solange sie aus dem Unbewussten mit dir sprechen, können sie dich beeinflussen. Weil du sie nicht bemerkst, sondern nur fühlst. Und ihnen glaubst.

Und hier kommt der Coach ins Spiel. Ein guter Coach ist nämlich nicht dazu da, dich zu motivieren oder notfalls anzutreiben, sondern er hilft dir, unbewusste Dinge ans Licht zu holen. Er hilft dir, alte Ängste aufzuspüren und zu hinterfragen.

Verbringe aber mit dem Hinterfragen nicht zu viel Zeit. Ich empfehle das grundsätzlich nicht, dich zu sehr mit deinen Ängsten zu beschäftigen. Hole sie ans Licht, und das war's. Höre auf, in der Vergangenheit zu kramen, wo sie herkommen, oder Affirmationen aufzustellen, die sie löschen sollen, oder darüber zu sinnieren, wie du sie weg bekommst. Das alles gibt ihnen zu viel Raum in deinem Leben. Das gibt ihnen Macht über dich.

Ein Schrittchen nach dem anderen

Grundsätzlich empfehle ich: Gehe immer nur ganz kleine Schritte. Versuche nicht, deine Angst mit einem Hammer zu besiegen. Das kommt wie ein Bumerang zu dir zurück.

Ja, Angst geht weg, wenn du deinen Weg trotzdem gehst. Und dennoch halte ich nicht viel von der Hauruck-Methode. Aus einem einfachen Grund: Jedes Mal, wenn du etwas tust, was dir Angst machst, verbrauchst du Willenskraft. Ja, ich schreibe bewusst "verbrauchst", denn Willenskraft ist eine erschöpfliche Ressource, sie steht uns nicht unendlich zur Verfügung. Je größer die Angst, desto mehr Willenskraft brauchst du. Sei sparsam damit.

Zudem finde ich, dass mehr schief gehen kann, je größer die Schritte sind, und dass uns das einen enormen Rückschlag verpassen kann. Manchmal muss dazu nichtmal etwas wirklich schief gehen, sondern es fühlt sich nur so an. Wir glauben, nicht gut genug gewesen zu sein (z. B. in einem Video oder Vortrag) und geben schneller auf.

Wenn du Angst vor Vorträgen hast, dann halte erstmal Webinare oder Vorträge vor ganz kleinem Publikum. Wenn du Angst vor Videos hast, dann nimm sie erstmal einfach nur auf. Oder mache Screen-Videos (also von deinem Bildschirm), wo du selbst nur ganz klein in einer Ecke zu sehen bist. Oder mache Audios und geh damit raus.

Und auch hier gilt - wenn du es gerade nicht kannst, dann eben nicht. Lass es gut sein. Akzeptiere dich und deine Angst. Es wird der Moment kommen, in dem du denkst, jetzt aber. Der Moment kommt schneller, je weniger du ihn ersehnst und herbei zwingst.

Voll ins kalte Wasser

Manchmal schmeißt uns das Leben aber auch voll ins kalte Wasser. Dann gilt nicht mehr "kleine Schrittchen", sondern "schwimm einfach los".

Als ich damals noch im Software-Support arbeitete, legte mein Chef eines Tages einfach fest, dass ich auch Vorträge halten und unterrichten soll. Ich weiß nicht genau, vielleicht hat er mich gefragt, und ich hab ja gesagt. Spielt keine Rolle, denn am Ende hat es mir Spaß gemacht, auch wenn ich wahrscheinlich beim ersten Mal die Nacht zuvor kein Auge zugetan habe.

Nimm diese Einladungen an (wenn du magst). Sieh sie als große Chance. Sei mutig. Probier es aus. Erstens sparst du die Willenskraft, weil ein anderer für dich entschieden hat. Zweitens kann es wohltuend sein, wenn jemand anders so sehr an dich glaubt. Drittens hilft ein Commitment, das wir jemand anders gegeben haben, uns dabei, dran zu bleiben und der Angst nicht klein beizugeben.

Denn meistens trauen wir uns weniger zu als wir in Wirklichkeit können. Und in den meisten Fällen geht auch alles glatt (und wenn nicht, war es eine Erfahrung, keine Angst vor Fehlern!).

Solche Gelegenheiten kannst du nutzen, um deinen "Mut-Muskel" zu trainieren. Deine Fähigkeit, vor etwas Angst zu haben und es dennoch zu tun.

Aber setze dich nicht unter Druck. Wie gesagt - du entscheidest, wie weit du hier gehen willst.

Kann es sein, dass du dich selbst labelst?

Gerade gestern habe ich auf YouTube ein Video gesehen: "Wie du Schüchternheit überwindest" (auf Englisch). Darin geht es darum, wie wir schüchtern sind, weil wir uns dafür halten. Wie wir mit unseren Gedanken über uns selbst unsere Realität erzeugen.

Dasselbe gilt auch, wenn du von dir denkst, dass du ein Problem hast, deine Komfortzone zu verlassen.

Vielleicht willst du sie gar nicht verlassen (siehe oben) - aber vielleicht denkst du auch einfach nur, dass dir das schwer fällt (und beweist es dir dann selbst).

Besonders gut gefiel mir ein Kommentar unter dem Video: "Es ist nicht einfach, Gedanken nicht zu denken, besonders wenn man auf ADHS oder OCD diagnostiziert wurde." - Und darunter die Antwort: "Das sind einfach nur Label."

Wir holen uns im Außen Beweise dafür, dass wir eben so sind, und glauben diesen dann.

Wenn du glaubst, du bist jemand, der Probleme damit hat, seine Komfortzone zu verlassen, dann erkenne, dass das einfach nur ein Gedanke ist, den du gerade über dich hast. Egal, wie wahr er dir erscheint - er ist es nicht. Er hält dich zum Narren.

Wenn du mir nicht glaubst, eine kleine Übung: Leg deine Hände auf dein Herz, atme ganz tief ein. Spüre die Lebenskraft in dir. Frage dich: Wer bin ich? Wer bin ich hinter meinen Gedanken, hinter meinem Körper, hinter meinen Geschichten? Spürst du deine wahre Größe? Dieses Wesen, das du in Wirklichkeit bist, kennt keine Komfortzonen. Es kennt den nächsten Schritt. Und es weiß, dass er Angst machen könnte bzw. wird. Aber das ist nicht so wichtig. Angst ist einfach nur ein Bestandteil des Lebens. Wie Regen z. B. Oder Mücken.

Kenne deine Ziele, sei gut mit dir und geh deinen Weg

Aus meiner Sicht ist die wichtigste Zutat für Wachstum, dass wir aufhören, uns dazu zu zwingen. Dass wir zulassen und vertrauen, dass Wachstum etwas ist, wofür wir uns nicht anstrengen müssen. Es ist bereits fix und fertig in uns eingebaut. Es passiert von alleine.

Hinterfrage immer wieder einmal deine Ziele. Sind es überhaupt deine Ziele, oder verfolgst du sie aus Gewohnheit oder um anderen einen Gefallen zu tun? Ein richtig starkes Ziel, eine Vision oder dein Warum werden es dir leichter machen, aus gewohnten Pfaden auszubrechen und Neues zu wagen.

Hinterfrage immer wieder einmal, was du glaubst, was du tun solltest und konzentriere dich mehr auf das, was du tun willst und was dir Freude macht.

Schau dir deine Ängste an und schließe Frieden mit ihnen.

Glaub an dich (auch dabei kann dir ein guter Coach helfen, wenn du es selbst noch nicht kannst).

Und wenn du spürst, welches der richtige Schritt ist, ihn aber gleichzeitig einfach nicht gehen kannst, dann hab Geduld. Zwinge dich nicht. Morgen ist auch noch ein Tag. Und übermorgen.

Ich weiß, das klingt ungewöhnlich lässig, aber meine Erfahrung bestätigt: Wenn wir wissen, was der nächste Schritt ist, uns gleichzeitig aber nicht dazu zwingen, wird der Moment kommen, an dem wir ihn einfach gehen. Vielleicht ist uns dann mulmig dabei, vielleicht merken wir es aber auch gar nicht. Wachstum liegt eben in unserer Natur.

Alles Liebe,

💖 Bettina

Kategorien: Entspannt erfolgreich | Schlagworte: Business-Mythen, deinen Weg finden, Erfolgsrezepte, Keine Angst!

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Kommentare

Torben Lüders sagt:

25.04.2022 um 23:12 Uhr

Der Beitrag hat mir sehr viel gegeben, danke!

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Bettina Ramm

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